Wertschätzung – Der alte Mann und die Taschenuhr

Der alte Mann und die Taschenuhr

Wertschätzung - Der Alte Mann und die Taschenuhr

Es war einmal ein alter Mann, der in einem kleinen, gemütlichen Haus lebte. Bei sich trug er immer eine alte Taschenuhr. Sie war für ihn wohl ein besonderes Stück. Eines Tages kam sein Enkel zu Besuch. Der Großvater wollte ihm eine kleine Lektion über Wertschätzung erteilen. Der Alte reichte ihm die Taschenuhr und sagte: „Mein Junge, geh in die Stadt. Zeig diese Uhr dem Uhrmacher und frag, was sie wohl wert ist.“ Der Junge war neugierig und mochte seinen Großvater sehr. Ohne zu zögern, machte er sich auf den Weg.

Beim Uhrmacher

In der Stadt ging der Junge direkt zur Hauptstraße, wo sich die Uhrmacherwerkstatt befand. Er trat ein, zeigte dem Uhrmacher die Taschenuhr und fragte nach ihrem Wert. Der Uhrmacher nahm die Uhr, betrachtete sie durch seine Lupe und sagte: „So etwas Altes habe ich lange nicht mehr gesehen. Sie ist zerkratzt und schmutzig, sicher oft benutzt. Wenn ich sie repariere, ist das viel Arbeit.“ Dann seufzte er und fügte hinzu: „Aber ehrlich gesagt: Heute trägt niemand mehr Taschenuhren. Wir haben Smartphones und Digitaluhren. Das macht diese Uhr fast wertlos für viele. Ich könnte dir vielleicht 15 Euro dafür bieten, aber mehr ist nicht drin.“ Der Junge bedankte sich, steckte die Uhr wieder ein und fuhr zurück ins Dorf.

Wertschätzung - Der Alte Mann und die Taschenuhr

Die Runde in der Kneipe

Als der Junge seinem Großvater alles erzählte, nickte der Alte nachdenklich. Man merkt ihm aber an, dass er enttäuscht ist über die Wertschätzung des Uhrmachers. Dann sagte er: „Mein Junge, geh ins Dorf, in die Kneipe. Frag die Leute dort, was sie denken. Vielleicht sehen sie die Uhr ja mit anderen Augen.“ Der Junge glaubte nicht, dass dabei viel herauskommen würde. Doch er wollte seinen Großvater nicht enttäuschen. Also ging er ins Gasthaus. Er zeigte die Uhr den Gästen und fragte, was sie dafür zahlen würden.

Manche lachten ihn aus. Andere schauten die Uhr genauer an. Sie hörten, ob sie noch tickte, öffneten und schlossen den Deckel und diskutierten miteinander. Ein paar sagten: „Die Kratzer machen sie weniger wert.“ Andere meinten: „Das ist doch nur etwas für Sammler.“ Die meisten boten zwischen 5 und 20 Euro. Ein alter Mann sagte schließlich: „Ich würde 30 Euro geben. Ich hatte mal so eine Uhr, die ist mir kaputtgegangen. Diese hier erinnert mich daran. Für die Erinnerung allein ist sie mir das wert.“ Der Junge sammelte die Angebote ein und ging zurück zu seinem Großvater. Wieder hörte der Alte geduldig zu. Und wieder waren beide enttäuscht über die Angebote.

Wertschätzung - Der Alte Mann und die Taschenuhr

Der Besuch im Museum

Am nächsten Morgen hatte der Großvater eine neue Idee: „Mein Junge, in deiner Stadt gibt es doch ein Museum. Nimm die Taschenuhr dorthin mit. Frag auch da nochmal, was sie wert ist. Ruf mich an, sobald du etwas weißt.“ Der Junge versprach es, frühstückte mit dem Großvater und machte sich anschließend auf den Weg. In der Stadt ging er direkt zum Museum und fragte, wer die Uhr prüfen könnte. Ein Mitarbeiter nahm sich Zeit, sah sich die Uhr an und betrachtete sie lange unter einer Lupe. Er sagte:
„Einen Moment bitte.“

Der Junge wartete und schaute aus dem Fenster. Er dachte darüber nach, was er dem Großvater erzählen sollte. „Vielleicht sage ich einfach, dass sie 50 oder 100 Euro wert ist, um ihm eine Freude zu machen“, überlegte er. Ich behalte die Uhr, denn mich wird sie immer an meinen Großvater erinnern und ihm gebe ich die 100 Euro. Vielleicht ist das ein guter Kompromiss.

Doch dann öffnete sich die Tür. Der Mitarbeiter war nicht allein. Ein Trupp von fünf oder sechs weiteren Menschen kam mit ihm zurück, alle in Aufregung. Der Museumsdirektor trat vor und sagte:
„Mein junger Freund, Sie haben etwas ganz Besonderes mitgebracht. Diese Uhr ist ein Schatz. Sie stammt wahrscheinlich aus dem hiesigen Königspalast! Vor Hunderten von Jahren ließ der König solche Uhren anfertigen, um sie als Geschenke zu vergeben. Es gab nur wenige, handgefertigte Exemplare und der König zeigte seine Wertschätzung mit den Uhren nur ein paar wenigen wirklich wichtigen Angestellten damals. Es gibt nur noch die Überlieferung aber keine bekannten Exemplare mehr – bis jetzt!“

Der Direktor erklärte, dass die Uhr ein kleines Vermögen wert sei. „Das Museum wäre bereit, Ihnen mehrere Zehntausend Euro zu zahlen. Wir würden die Uhr reinigen und ausstellen – als Herzstück unserer Sammlung.“ Der Junge war sprachlos. Doch er erklärte: „Die Uhr gehört meinem Großvater. Ich muss mit ihm sprechen, bevor ich etwas entscheide.“ Der Direktor nickte und sagte: „Wir würden Ihren Großvater gerne kennenlernen. Wir übernehmen die Reisekosten und sorgen dafür, dass er so lange bleiben kann, wie er möchte. Außerdem, darf er die Uhr natürlich jederzeit besuchen hier. “

Die Lektion des Großvaters

Der Junge rief seinen Großvater an und erzählte ihm alles. Der Alte hörte still zu. Dann sagte er: „Mein Junge, hast du jetzt verstanden? Wenn du bei den falschen Menschen fragst, erkennen sie deinen Wert nicht. Sie sehen nur Kratzer, Unordnung und erzählen dir, dass du nichts wert bist. Manche tun das aus Unwissenheit, andere, um dich zu ihrem Vorteil kleinzumachen.“ Er machte eine Pause, dann fuhr er fort:
„Aber wenn du bei den richtigen Menschen bist, die dich verstehen und schätzen, wird dein wahrer Wert erkannt. Und wenn du geschätzt wirst, dann kannst du selbst auch erst erkennen, wie kostbar du als Mensch wirklich bist. Die richtigen Menschen sehen nicht nur die Oberfläche. Sie erkennen das Besondere an dir – und schenken dir echte Wertschätzung.“ Der Junge war ganz still. Und der Alte sprach weiter: „Es ging mir nie nur um die Uhr. Es ging dabei die ganze Zeit nur um dich. Such dir Menschen, die deinen Wert erkennen. Umgib dich mit denen, die dich mit Respekt und Wertschätzung behandeln. So wirst du selbst erkennen, wie kostbar du bist.“ Und der Enkel staunte nur noch über die Weisheit seines Großvaters.

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