Rücksicht und Nachsicht im Alltag

Was ist nur los mit den Menschen?

Eben im Supermarkt wieder eine dieser Szenen erlebt. Manchmal fange ich da doch an, an der Menschheit zu zweifeln. Wir stehen an der Kasse an. Die Schlange wird durchaus etwas länger, aber nicht ewig lang. Die Kassiererin tut alles, um uns schnell abzufertigen. Da fällt dem Mann vor mir plötzlich auf, dass seine Kakis wohl zu teuer sind. Nicht 0,69 EUR sondern 0,49 EUR hätte am Regal gestanden. Kollektiv werden die Augen verdreht. Die Kassiererin weiß, was jetzt auf sie zukommt. Die Leute in der Schlange haben Sorge, noch länger warten zu müssen. Ich war entspannt und sagte der Kassiererin, sie solle das ruhig erst klären. Wie sich herausstellte, hatte der Mann den falschen Preis gelesen. Der richtige stand schon dran am Regal. Dann wollte er aber die drei Kakis nicht mehr. Also Storno. Marktleitung rufen. Das ganze Theater. Die machte den Kunden dann auch noch rund, dass er hier die Kassiererin nicht beschuldigen solle. Jeder kennt so ein Szenario. Was will ich damit sagen? Aber, ich fang noch mal an. 🙂

Nachsicht an der Kasse

Eben im Supermarkt an der Kasse. Ein Mann vor mir schaut auf seinen Kassenzettel. „Ui, da steht 69 ct pro Stück. Am Regal stand 49 ct. Können Sie das mal kontrollieren? Sonst ist mir das zu teuer.“ Tut ihm wirklich leid. Die Kassiererin fragt eine Kollegin, versichert aber, das sei kein Problem. Die sieht nach und bestätigt den höheren Preis. Sie ruft gleich die Marktleitung. Hinter mir in der Schlange fangen die Leute an sich zu unterhalten. Die alte Dame, die es eben noch eilig hatte, plaudert plötzlich mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm des jungen Vaters. Die Marktleitung kommt. Die Kakis werden storniert. Der Mann entschuldigt sich. Alle sagen wieder, es sei kein Problem. Dann wird ganz normal weiter abkassiert. Der Vorgang dauert nicht lange. Letztlich, genauso lange wie im ersten Durchlauf. Aber er fühlt sich ganz anders an.

Stress an der Kreuzung

Wir wohnen an einer richtig großen Kreuzung. Immer wenn ich die Straße überquere, hat sich sicher ein Ortsunkundiger falsch einsortiert. Er muss doch nach links rüber. Leider steht er im Weg für die, die geradeaus wollen. Er blinkt, muss warten. Erst auf die Ampel, dann darauf, dass anderer Autofahrer, ihn wieder rein lassen. Normalerweise geht dann direkt das wilde Gehupe los. Und das Gefluche. Manche wirken, als würden sie gleich einen Herzinfarkt bekommen, direkt in ihrem Auto. Mitten auf der Kreuzung. Das könnte dann aber dauern für alle hinter denen sind. 😉 Dabei wäre es immer besser zu denken: „Hat sich verfahren, der arme Kerl. Könnte mir auch passieren. Ist nicht schlimm.“ Aber wir kämpfen oft so verbissen um einzelne Sekunden Zeit. Regen uns so sehr auf und vergessen dabei, dass es auch uns mal treffen kann und das wir alle nur Menschen sind. Wir könnten selbst auch mal Nachsicht gebrauchen. Jedenfalls habe ich noch nie erlebt, dass irgendwas wirklich schneller geht, wenn man ausrastet und sich drüber aufregt, im Gegenteil, meist dauert es länger.

Warum fehlt uns die Nachsicht?

Scheinbar dürfen wir keine Fehler mehr machen. Und wenn doch, wird man sofort von jedem anderen darauf hingewiesen. Was bringt das? Menschen brauchen dann eine helfende Hand und keine weitere Kritik. Sie wollen euch in der Regel nicht persönlich quälen mit Fehlern die sie machen. Oft ganz im Gegenteil, es ist ihnen längst peinlich genug. Wenn dein Zeitplan davon abhängt, ob du eine Minute früher oder später aus dem Supermarkt kommst, war er vorher schon ein schlechter Plan. Dann machst du aber andere für deine schlechte Planung verantwortlich. Das ist asozial und unmenschlich. Warum tun wir Menschen das? Warum gehen wir nicht mit Respekt, Toleranz, Rücksicht und Nachsicht durchs Leben? Es wäre viel gesünder. Menschlicher. Wir regen uns über Dinge auf, die unsere Energie gar nicht wert sind. Und haben bei wichtigeren Themen dann keine Kraft mehr auch nur den Mund auf zu machen.

Einladen zur Deeskalation

Achtet mal drauf. Seid doch mal diejenigen in der Schlange, die die Kassiererin anlächeln und den Druck raus nehmen. Sagt ihr: „Danke. Machen Sie ruhig langsam. Sie sind hier auf der Arbeit und nicht auf der Flucht.“ Lächelt den hinter euch Wartenden an. Am besten bevor er zu schimpfen anfängt, sonst bekommt er das auch schon wieder in den falschen Hals. Ich lade euch ein zu deeskalieren. Wir können nicht so weitermachen. Keines unserer Alltagsprobleme ist so wichtig, dass es nicht mit etwas Nachsicht und Hilfsbereitschaft lösbar wäre. Und oft dauert es dann nur halb so lang. Manchmal ist es sogar eine willkommene Pause. Eine Minute mehr im Auto kann sehr entspannend sein. Alles eine Frage des Blickwinkels.

Der aktuelle Blickwinkel jedenfalls gefällt mir oft gar nicht mehr. Er ist nicht nur ungesund für jeden Einzelnen, er führt auch zu völlig verhärteten Fronten. Ob zwischen Fleischessern und Vegetariern oder bei anderem. Deeskalation ist das Gebot der Stunde. Versuche in einem Gespräch, den anderen zu verstehen. Versuche ihm nicht deine Meinung aufzudrücken um jeden Preis. Verständigung ist nötig. Wir steuern sonst in die völlig falsche Richtung. Vielleicht nimmst du mal bewusst einen anderen Blickwinkel ein. Viele Ärgernisse sind es nicht wert. Schone deine Nerven. Reg dich ab, noch bevor du dich aufregst. Wir sind Menschen. Bitte vergesst das nicht. Danke.

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