25 letzte Sommer – ein Buch, das dich zurück zu dir bringt.

Die Frage nach den letzten Sommern begleitet mich schon länger. Wie viele davon bleiben mir wohl noch? Und was mache ich mit dieser Zeit, wenn ich mir bewusst mache, dass sie begrenzter ist, als ich immer dachte? Genau diese Gedanken tauchen leise auf – in stillen Momenten, spät am Abend, wenn das Handy längst ausgeschaltet ist, oder an einem warmen Tag, an dem man plötzlich spürt, dass die Uhr tickt.
Umso mehr hat es mich überrascht, als ich auf „25 letzte Sommer“ von Stephan Schäfer gestoßen bin. Da war sie, die gleiche Frage, in Buchform gegossen. Und nicht als Ratgeber, der mir sagt, wie ich mein Leben führen soll, sondern als Erzählung. Als eine Geschichte, die mir Raum gibt, über mein eigenes Leben nachzudenken. Genau das macht dieses Buch besonders.
Ein Sommer, der bleibt
Manche Sommer sind laut. Vollgepackt. Vergänglich. Und dann gibt es die anderen – die stillen, die ehrlich sind. Die sich nicht durch Sensationen ins Gedächtnis brennen, sondern durch ihre Echtheit. „25 letzte Sommer“ liest sich wie die Erinnerung an genau so einen Sommer.
Es ist das Gefühl eines Nachmittags, an dem die Sonne tief steht, die Luft nach Heu riecht und alles kurz stillsteht. Kein Lärm, keine Hast. Nur dieser eine Moment, der in dir hängen bleibt, weil er dir zeigt: So fühlt sich Leben an, wenn man es zulässt.
Worum geht es wirklich?
Du triffst Karl, einen Bauern, der Kartoffeln anbaut, ohne große Worte, ohne Spektakel. In seiner Schlichtheit liegt eine Ruhe, die uns modernen Menschen oft verloren geht. Und du begegnest dem Erzähler, der mitten im Leben steht, aber den Blick für das Wesentliche verloren hat.
Auf einem alten Bauernhof, fernab von all dem, was uns täglich antreibt – Mails, Deadlines, Benachrichtigungen – entsteht zwischen diesen beiden Männern ein Dialog. Kein pathetisches Manifest, sondern leise Gespräche, die nachhallen. Gespräche, die dich dazu bringen, deine eigenen Antworten zu suchen.
Warum dich dieses Buch anders berührt
Dieses Buch will dich nicht verändern. Es will dich nicht antreiben. Es will dich auch nicht überfordern. Stattdessen hält es dir einen Spiegel hin, sanft, unaufgeregt.
Vielleicht liegt die Besonderheit genau darin: dass du beim Lesen langsamer wirst. Dass du merkst, wie du plötzlich in Gedanken schweifst. Dass du eine Stelle zweimal liest, weil sie mehr auslöst, als sie auf den ersten Blick zeigt.
Es ist keine „Leserakrobatik“ mit tausend Wendungen, sondern eine Geschichte, die dich in ihrer Einfachheit trifft. Und genau dadurch bleibt sie hängen.
Gedanken, die bleiben
177 Seiten – das klingt nach einem Buch, das man an einem Wochenende durchlesen könnte. Aber es sind Seiten, die in dir nacharbeiten. Du legst es weg, und plötzlich taucht ein Satz wieder auf, wenn du in der Bahn sitzt, im Büro oder am Abend auf dem Balkon.
Fragen wie:
- Lebe ich wirklich so, wie ich es will?
- Wofür setze ich meine Zeit ein?
- Und was, wenn es tatsächlich nur noch 25 Sommer sind?
Es ist erstaunlich, wie ein so schmales Buch solche großen Gedanken auslösen kann.
Für wen lohnt sich das?
Wenn du auf der Suche nach einem Ratgeber bist, der dir Schritt für Schritt erklärt, wie du dein Leben „optimierst“, dann ist das hier nichts für dich. Wenn du aber bereit bist, dich berühren zu lassen, und offen dafür bist, in den Zwischenräumen eines Romans deine eigenen Antworten zu finden, dann ist „25 letzte Sommer“ genau dein Buch.
Es ist ein stiller Begleiter für Menschen, die genug von Lärm haben. Für Leser, die sich trauen, mal nicht nach Lösungen zu suchen, sondern nach Wahrheit. Für dich, wenn du spürst, dass Zeit dein kostbarstes Gut ist.
Mein Fazit
„25 letzte Sommer“ ist keine schnelle Unterhaltung. Es ist ein Buch, das dich entschleunigt, ohne dass du es merkst. Es führt dich nicht weg von deinem Leben, sondern tiefer hinein.
Und vielleicht ist genau das die Magie daran: dass du am Ende nicht das Gefühl hast, eine Geschichte gelesen zu haben, sondern ein Stück deiner eigenen Geschichte neu zu sehen.